Irgendetwas stimmt noch nicht mit deiner Geschichte, irgendetwas fühlt sich nicht richtig an und du weißt nicht, woran es liegt? Vielleicht kann einer dieser Tipps dir weiterhelfen.
Dies ist die erste Episode meiner neuen Themen-Sparte “Writing Hacks”. Es handelt sich um hilfreiche Beobachtungen, die ich beim Lesen anderer Bücher, aber auch selbst beim Schreiben gewonnen habe und die ich gerne teilen würde.
#1 Hilfe, ich mag meine Charaktere nicht
Das ist ein ziemlich häufiges Phänomen, das oft dazu führt, dass man die Motivation verliert weiter zu schreiben. Findest du deine*n Protagonist*in vielleicht unsympathisch?
Daran kann es liegen:
Der/Die Naive
Irgendwie hast du deine*n Protagonisten/Protagonistin zu einem naiven Trottel gemacht? In vielen Büchern, besonders in der Sparte Romantasy/Young Adult/Liebesromanen versteht oder kann die Hauptperson (leider meistens weiblich) etwas nicht. Oft wird besagte Sache ihnen dann von ihrem Schwarm/einem begehrten männlichen Charakter erklärt. Nicht sehr emanzipiert und fortschrittlich oder? So wirkt die Hauptfigur direkt etwas unbeholfen und unfähig, was Leser nicht selten nervt.
Wenn du also gerade dabei bist, ein Naivchen zu kreieren, dann versuche es doch damit:
Die Balance macht es: Es ist vollkommen in Ordnung, wenn die Protagonistin/der Protagonist nicht alles kann/weiß, das ist ja schließlich menschlich. Aber wie wäre es, ein wenig Abwechslung reinzubringen? Vielleicht bekommt dein Protagonist etwas erklärt, aber in einer anderen Situation glänzt die*derjenige mit anderen Talenten bzw. Wissen auf einem anderen Gebiet. Das ist weitaus realistischer und sorgt dafür, dass die Leser das Gefühl haben, der Protagonist ist trotz seiner Fehler liebenswert und es ist nachvollziehbar, dass die andere Person (meistens männlich) sie mag.
Die Mary Sue/ Der Gary Sue
Deine Hauptfigur hat keine Ecken und Kanten und ist einfach irgendwie… zu glatt? Dann hast du vermutlich versehentlich eine Mary Sue/ einen Gary Sue (Begriff stammt aus “A Trekkies Tale”) kreiert. Wenn es bereits dir so vorkommt, als wäre die Figur zu oberflächlich und irgendwie nicht greifbar, dann wird es deinen Lesern noch mehr auffallen. Natürlich mögen wir es nicht, wenn unsere Hauptfigur auch mal einstecken muss, da wir uns oft als Autor ein Stück weit mit ihr identifizieren, aber mal ehrlich: im echten Leben gewinnt man auch nicht immer nur. Niemand ist perfekt! Und deswegen sollte auch ein fiktionaler Charakter wie ein richtiger Mensch seine Stärken und Schwächen haben. Nur so wird er greifbar für deine Leser und nur so können die Leser eine Beziehung zu ihm aufbauen, ob diese nun positiv oder negativ ist. Nichts ist schlimmer, als Charaktere, die dem Leser völlig egal sind, da man mit ihnen aufgrund fehlender Tiefe nicht wirklich warm wird. Vermeide also unbedingt diesen Fehler!
Show, don´t tell
Inzwischen weiß jeder Leser, dass deine Figur blond ist und hinreißende grüne Augen hat, aber irgendwie fühlen sich deine Beschreibungen etwas steif an? Das könnte daran liegen, dass du die Charakterbeschreibungen nicht geschickt in die Handlung oder in den Dialog einwebst, sondern zu offensichtlich dazwischen klatscht. Gute Autoren schaffen es, Charaktere lebendig zu machen, indem sie Informationen über deren Aussehen, Motive, Wünsche und Persönlichkeit beiläufig einstreuen. Das kann z.B. über Redebegleitsätze geschehen.
Beispiel: “Ganz schön teuer”, sagte er mit einem Stirnrunzeln und strich sich die dunklen Haare aus der Stirn.
Dieser Satz verrät bereits vieles über den Sprecher.
Die Person ist sehr sparsam
Die Person hat dunkle Haare
Die Person denkt viel nach
Auch sollte man darauf achten, die wörtliche Rede authentisch zu gestalten, so wie richtige Menschen auch sprechen würden. Zu viel direkte Beschreibung wird schnell langweilig, da sich der Leser dann erschlagen fühlt, also lieber immer mal wieder kleine Happen werfen.
Es geht immer nur um ihn/sie
Ständig denkt die/der Protagonist*in über alles nach, was in ihrem/seinem Leben passiert ist/ gerade passiert/noch passieren könnte. Ein Beispiel ist “Geboren um Mitternacht” von C. C. Hunter. Das Buch habe ich als 12-Jährige gelesen und fand es schon damals schlecht (sorry an alle Fans). Mich haben die ellenlangen inneren Monologe der Protagonistin irgendwann wirklich nur noch genervt.
Hab ich dies und das richtig gemacht?
Ich leide noch immer so unter dem Tod von XY
Wenn ich das tue, dann wird bestimmt XY passieren.
Generell ist gegen Gedankenstrom des Hauptcharakters nichts einzuwenden, da sich der Leser so in die Hauptfigur einfühlen kann. Allerdings ist es schlecht, wenn es die Überhand nimmt. Man sollte möglichst im Gleichgewicht zwischen subjektivem und objektivem Erzählen bleiben, sonst wird dem Leser irgendwann langweilig und er ist im schlimmsten Fall genervt von der/dem Protagonisten/Protagonistin.
Alles klar, das wars für heute von mir! Ich hoffe, es war hilfreich. Wenn es euch gefallen hat, kommentiert gerne oder lasst ein Like da!